Die langjährige Chorleiterin und Pianistin der Rheintöchter Brunhild Siekmann ist tot

Foto: Brunhild Siekmann

Wir Rheintöchter trauern um unsere langjährige Chorleiterin und Pianistin Brunhild Siekmann. Sie starb im August 2005 im Alter von 45 Jahren an Krebs.

Als ausgebildete Kirchenmusikerin kam Brunhild Siekmann 1986 zu den Rheintöchtern, dem gemischten Kölner Damenchor, 1984 gegründet. Seitdem hat sie fast jeden Donnerstag geprobt, viele Wochenenden, Feiertage und Auftritte, tausende, unzählbare Stunden mit dem Chor kreativ verbracht. Bruni war immer ein äußerst zuverlässiges Mitglied der Rheintöchter und es gab niemals Anlass, anzunehmen, dass sie aufhören könnte.
Dass sie unsere Chorleiterin und Pianistin in einer Person wurde, entsprang eher dem Zufall. 1989 gab es einige Richtungs- und Zukunftsdiskussionen und Brunhild blieb als einzige ausgebildete Musikerin beim Chor. Und keine Pianistin, die sich danach bei uns vorstellte, konnte Brunhilds Ansprüchen genügen. Brunhild hat dem Klavier in unserem Chor eine eigene charakteristische Rolle verschafft. In anderen Chören lediglich begleitend eingesetzt, hat sich bei uns das Piano zu einer ganz eigenen Stimme entwickelt. Zum Glück haben wir das auf unserer CD verewigt. Die CD ist ihr „musikalisches Vermächtnis“ ist, wie sie es selbst formulierte.

Brunhild spielte gerne verschiedene Rollen auf der Bühne und hätte auch gerne weiter mit uns im Chor gesungen, aber die Rolle als Chorleiterin war ihr ganzer Ehrgeiz. Dabei hat sie nur noch selten ihren hellen kräftigen Sopran einsetzen können. Unvergesslich ist aus den Anfängen der Rheintöchter ihr Solo mit Schuberts „Forelle“, die zarte Brunhild drohte dem Publikum mit einem großen Plastikfisch wie mit einer Keule, wegen der Chemie in den Gewässern.
Die Chorleiterin hatte sie bereits auf der Bühne gegeben – im Altenheim Flotte Falte, in dem die harthörigen alten Damen jauchzend und schräg „So nimm denn meine Hände“ sangen. Brunhild stampfte mit ihrem Stock auf, wedelte damit vor unseren Gesichtern herum und versuchte uns so zur Räson zu bringen.

Der echte Chor war ein härterer Brocken. 12- 15 Frauen, von denen eine immer meckert, stört, quatscht, galt es in den Griff zu kriegen. Brunhild hat sich durchgesetzt: ohne Stock! Ein festes Klopfen mit der Linken auf das Klavier, ein Stampfen mit dem Fuß, blitzende Augen, ein freches Auflachen, ein vehementes Kopfnicken und unser undisziplinierter Haufen entwickelte sich zu einem Klang. Manchmal schimpfte wie ein Rohrspatz. Wir hatten so viel Spaß miteinander.

Wir alle haben nur wenig musikalische Vorbildung. Brunhild hat uns mit ihrem feinen Gehör ertragen - jeder! aber auch jeder falsche Ton wurde sofort samt Sängerin identifiziert. Sie hat uns gefordert und gefördert und das Beste aus uns herausgeholt mit Humor, Zähigkeit und sehr viel Kraft, manchmal mehr als sie hatte.

In ihrem letzten Jahr, als der Krebs wiederkam, hat sie sich und allen gezeigt, welch großes Potenzial sie musikalisch wirklich zur Verfügung hatte. Mit vielen rhythmisch und klanglich äußerst anspruchsvollen Arrangements hat sie mit den Rheintöchtern musikalisch einen Quantensprung vollzogen. Ihre Kreativität und ihr Wille, zu zeigen was sie wirklich kann, haben von uns verlangt, dass auch wir uns weit über die Proben und den üblichen Trott für den Chor einsetzten und selbst sehr viel mehr Verantwortung übernahmen. Gerade ihr großes Verantwortungsgefühl und ihre Verlässlichkeit hatten uns früher oft dazu verführt, anzunehmen: Brunhild macht das schon.
Brunhild war auch immer da, als sie wieder krank wurde. Sie hat nicht gefehlt, sie kam vorbereitet zu den Proben, trotz Chemo, ohne zu klagen, ohne launisch zu werden. Sie hat sich sogar zu dem einen oder anderen Lob hinreissen lassen.

Brunhilds großes Ziel war die Gala zum 20jährigen Bestehen der Rheintöchter und sie hat alles daran gesetzt, ein ganz großes Ereignis daraus zu machen. Und wir haben gewußt, dass wir ihr zuliebe auch an unsere Grenzen gehen müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
Die Gala wurde tatsächlich ein Riesenerfolg und Brunhilds großer Anteil daran wurde dabei allen ganz deutlich.

Wir haben Hochachtung vor ihrer Kraft, ihrer Würde und ihrer künstlerischen Leistung und danken, dass sie unsere Leben so bereichert hat. In den letzten Wochen durften wir, die Rheintöchter, sie begleiten, sie hat uns an ihrem letzten Weg teilnehmen lassen, dafür sind wir sehr dankbar.